Pietro FontaniniBürgermeister von Udine

„Das Verdienst des Projekts Look Up, an dem die Gemeinde Udine seit seiner Konzeption mit Überzeugung festhält, liegt darin, dass es nicht nur den Touristen, sondern auch den Friaulern selbst die Möglichkeit bietet, das Friaul anhand der Landkarte zu entdecken, die durch Routen entstanden ist, die seit Jahrhunderten die Orte verbinden, die die Spiritualität symbolisieren.

Auf diese Weise wird unser Territorium nicht nur im Innern neu definiert, indem es Passagen und Ecken offenbart, die den meisten unbekannt sind und in der Lage sind, neue Proportionen und neue Blickwinkel zu schaffen, um den Gläubigen und Kunstliebhabern die Möglichkeit zu bieten, die Schönheit dieser Orte zu genießen, sondern auch innerhalb seiner Grenzen, indem es die auf administrativer Ebene gezogenen räumlichen Grenzen überwindet, um sich als Kulturraum neu zu definieren.

Diese Orte wiederzuentdecken bedeutet, die Seele des Territoriums und damit der Menschen zu entdecken, die es bewohnt haben und noch bewohnen. Denn diese Vergangenheit, auch wenn sie weit weg zu sein scheint, ist Teil von uns, von unserer Kultur, von unserem Friauler- und Europäersein.

Diese Routen sind, wie erwähnt, nicht nur für diejenigen gedacht, die die Gabe des Glaubens haben, sondern für jeden, der die Fähigkeit hat, Schönheit zu sehen und zu schätzen. Und gerade die Schönheit ist das wahre Leitmotiv dieser Routen, in denen Spiritualität, Kunst und Natur zusammenkommen, sie gibt denen, die sich in sie vertiefen, eine Ruhe, die heutzutage nur noch schwer zu erreichen ist.

Abschließend möchte ich mich bei den anderen Partnern in diesem Projekt bedanken: den Ursulinenschwestern vom Heiligsten Herzen Mariens, dem Bildungshaus Osttirol und dem Tourismusverband Osttirol“.

Anleitung zum Lesen

Das gesamte Projekt wird auf der Hauptaktivität sozio-ökonomischer und religiöser Forschung von allen Partnern gemeinsam entwickelt. Ihr Hauptziel ist es, alle Informationen zur Schaffung und Förderung der spirituellen Kenntnis des Gebiets zu erfassen, zu analysieren und in einem einzigen Webseite zusammenzufassen und dabei die notwendigen Elemente (Geschichte, Religiosität, Kunst, Natur, Landschaft, Pilgertum) hervorzuheben.

Die Forschung hilft dabei, die tatsächliche Situation sowohl topografisch als auch in historischer und archäologischer Hinsicht zu verstehen und zielt auf die Schaffung eines Netzwerks hin, das die Kultstätten miteinander verbinden und eine Vorreiterrolle bei der touristischen Entwicklung des betreffenden Gebiets übernehmen soll. Die in den Gebieten der Partner ausgeführte Forschung wird in diesem Band veröffentlicht und enthält Untersuchungen, um die spirituelle Dimension des Glaubens im Laufe der Zeit zu unterstreichen.

Außerdem möchte dieser Webseite ein Instrument werden, das zur Verbreitung der Informationen, Schönheiten und typischen Charakterzüge bei all jenen, die sich diesen Gebieten nähern, verwendet werden kann. Somit stellt es einen genauen, detaillierten Führer der Orte von besonderem Interesse dar, ist Förderer der Pilgerwege und der auf den Gebieten vorhandenen Möglichkeiten.

Zum einfacheren Lesen des Webseite, wurde das spezifische geografische Gebiet eines jeden Partners mit einer anderen Farbe gekennzeichnet: Grün für den Tourismusverband Osttirol, Blau für das Bildungshaus Osttirol, Gelb für die Stadt Udine und Rosa für die Congregazione Suore Orsoline del Sacro Cuore di Maria von Vicenza. Außerdem werden für jeden Partner auf der Karte die im Webseite enthaltenen Sehenswürdigkeiten angegeben. Jedes Datenblatt ist zweisprachig (Italienisch und Deutsch) und besteht aus einem Teil, der den geografischen Ort mit Anschrift, GPS-Daten und eventuellen Kontakten enthält, auf das dann eine genaue Beschreibung folgt.

Die Via Romea Strata

von Luisa Dal Prà

Der Kultur- und Glaubensweg Romea Strata ist eine von der Stiftung Fondazione Homo Viator - San Teobaldo geplante, geförderte und erarbeitete Initiative, um einen antiken Pilgerweg, der im Laufe vieler Jahrhunderte von vielen Männern und Frauen begangen wurde, in Wert zu setzen. Der Blick dieser Menschen richtete sich auf wichtige Glaubensziele, die so genannten peregrinationes maiores Rom, Santiago und Jerusalem. Die Romea Strata war eine bedeutende europäische Route der Pilger, die sich vom östlichen Mitteleuropa nach Rom auf den Weg machten, um zum Grab der Apostel Petrus und Paulus zu gelangen. Der Hauptweg verläuft von der Ostsee durch Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien und Österreich, bis er die Alpen überquert und im Gebiet von Tarvisio nordostitalienisches Gebiet erreicht. Bevor diese Route Pilgerweg wurde, benutzten die Menschen sie zu verschiedenen Zwecken wie z.B. zum Handel. Auf ihr wurde Bernstein, Salz, Eisen und Seide transportiert. Das Reisen der Menschen führte auch zur Entwicklung der Kultur durch Kunst und Architektur, die wir auf dieser Route finden (Herbergen, Kirchen, Museen, Gedenkstätten…). Der Wegverlauf der Romea Strata in Italien wurde mit GPS-Tracking erfasst, wobei für die Pilger hilfreiche Daten und Informationen wie historische, künstlerische, religiöse, landschaftliche, natürliche Sehenswürdigkeiten, kulinarische Besonderheiten und für den Reisenden nützliche Beherbergungsmöglichkeiten zusammengetragen wurden. Weiter wurde der gesamte Streckenverlauf auf seine Sicherheit und Zugehörigkeit zum öffentlichen Grundbesitz geprüft und anschließend durch Gemeinderatsbeschluss der betreffenden Gemeindeverwaltungen genehmigt. Nach der Genehmigung durch die einzelnen Gemeinden wurde mit www.romeastrata.org eine spezielle Website erstellt und entwickelt, in der alle Informationen gesammelt sind. Für das Kartenmaterial stützt sich die Via Romea Strata auf die Zusammenarbeit mit Outdooractive, einem europäischen Entwickler von Kartentechnologie für Outdooraktivitäten, der das Trackingsystem der Route mit Beschreibungen, Entfernungen, Höhenunterschieden und Höhenangaben liefert. Das System gestattet das Ausdrucken der Karten und den kostenlosen Download der GPX-Datei jeder Teilstrecke, um auch auf unterschiedlichen Geräten stets den besten Track bei sich zu haben.

Der italienische Teil der Via Romea Strata umfasst einen Hauptweg, der in Tarvisio das Land erreicht. Von dort beginnt die Via Romea Allemagna, die Friaul-Julisch Venetien von Nordost nach Südwest durchquert und zur antiken Römerstadt Concordia Sagittaria in der Region Venetien führt. Weiter gibt es drei internationale Zweigstrecken, die jeweils als alternative Ankunft in Italien gelten (von Miren/Slowenien, vom Plöckenpass und vom Reschenpass) sowie drei weitere Zweigstrecken auf italienischem Boden von Verona, Bassano del Grappa und Enego, die alle in den Hauptweg einmünden, der bis zum Ziel in Rom führt. Nachdem 2016 das Jahr der Pilgerwege angesagt wurde, beschloss das Ministerium für Kulturgüter und Tourismus (MiBACT) die Pilgerwege zusätzlich in Wert zu setzen und schuf den digitalen Atlas, eine Website, in der mehr als 40 der zahlreichen Pilgerwege und Routen in Italien zu finden sind. Das Ministerium wählte drei große transnationale Kultur- und Glaubenswege, die von Nordeuropa nach Rom führen, einer der aufgezeigten drei großen Wege ist die Via Romea Strata. Hierbei handelt es sich um eine sehr wichtige Anerkennung, denn das Comitato Cammini, ein aus dem Ministerium, aus Regionen, Autonomen Provinzen und dem italienischen Städte und Gemeindetag ANCI gebildeter interinstitutioneller Len-kungsausschuss hat bestätigt, dass die Romea Strata alle hierfür 11 geforderten Kriterien erfüllt und bezeichnet sie als großen grenzüberschreitenden europäischen Weg.

Im November 2018 wurde der Europäische Verein Europäischer Verband Romea Strata (AERS) gegründet. Sein Zweck ist die Wiederentdeckung und Inwertsetzung der Via Romea Strata, die in der Vergangenheit als Bindeglied zwischen Orient und Okzident fungierte. Der Pilgerweg soll für Pilger und Wanderer des dritten Jahrtausends begehbar gemacht werden, wobei die Wurzeln Europas in Wert gesetzt und die im Laufe der Geschichte geschaffenen Grenzen überwunden werden. Gegenwärtig besteht der AERS aus 40 Mitgliedern, welche die Staaten Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Österreich und Italien vertreten. Die Mitglieder arbeiten gemeinsam daran, diese wichtige Pilgerarterie, ihre Geschichte, die Orte des Glaubens und der Spiritualität, das religiöse und kulturelle Erbe, das sie kennzeichnet sowie die Schönheit der sie umgebenden Landschaft und Natur zu fördern und in Wert zu setzen. Der Europäische Verein ist auch als Voraussetzung für den Zertifizierungsantrag als „Kulturroute des Europarats“ entstanden. Denn anlässlich des 2019 in Sibiu (Rumänien) veranstalteten 9th Annual Advisory Forum on Cultural Routes reichte der AERS die Kandidatur der Via Romea Strata ein, um ebenfalls diese bereits den Jakobswegen nach Santiago di Compostela, der Via Francigena, den Olavswegen und der Via Romea Germanica zugesprochene Anerkennung zu erhalten.
Zur europäischen Unterstützung der Via Romea Strata wurde ein aus etwa 30 Akademikern und Fachleuten aus den beteiligten Ländern gebildetes Wissenschaftliches Komitee geschaffen zum Verfassen von wissenschaftlichen Artikeln, welche die historische, religiöse und kulturelle Bedeutung des Pilgerwegs belegen.

Die Römerstraße Iulia Augusta und die Romea Strata

von Luisa Dal Prà

Die österreichischen Gebiete (jetzt Osttirol und Kärnten) und Friaul Julisch Venetien sind durch die Römerstraße verbunden, die von Aquileia zum „Noricum“ (dem heutigen Osttirol und Kärnten) führte. Da ihr Name aus der Römerzeit unbekannt war, wurde ihr der 1884 vom Archäologen Carlo Gregorutti vorgeschlagene Name „Iulia Augusta“. Zugeteilt. Dabei stützte er sich auf die Tatsache, dass sie das erste Mal zur Zeit von Julius Cäsar und der Kaiser der julisch-claudischen Dynastie wieder hergerichtet wurde. Die Iulia Augusta wurde als wichtige Achse des antiken Straßensystems, das die Ostalpen durchquerte, angesehen und galt als kürzere Strecke im Vergleich zur Etschtal- und Brennerstraße. Was die Römer im östlichen Alpenraum anzog, war außer dem Handelsaustausch ihr Interesse für die Kontrolle der Bergpässe sowie die reichen Mineralvorkommen des Noricums. Daher wurde diese Strecke als Straße für Handel, Viehtrieb und Transhumanz über die Pässe der Karnischen und Julischen Alpen angesehen. Diese Straße verlief aber auf einer bereits in der Frühgeschichte häufig benutzten und bekannten Strecke. Identifizierbar ist der Streckenverlauf wenigstens teilweise durch zahlreiche briefliche und literarische Zeugnisse, teilweise aber auch direkt auf dem Gebiet, auch wenn dabei auf einigen Strecken unterschiedliche Meinungen der Wissenschaftler bestehen.

Von Aquileia aus erreichte die Straße über Udine das heutige Tricesimo, dessen Toponym auf die Distanz von 30 römischen Meilen (etwa 45 km) verwies; sie führte sodann die friaulische Ebene hinauf bis zur statio Ad Silanos zwischen Gemona und Ospedaletto und verlief dann weiter dem Tal des Tagliamento-Flusses entlang. Nahe beim Bahnhof von Carnia teilte sie sich: Der erste Straßenast verlief am Bach But in Karnien entlang, bis er nach Zuglio (Iulium Carnicum) und dann zum Plöckenpass (1360 ü. d. M.) kam. Nach dem Überschreiten des Passes gelangte er zum Ort Mauthen (Loncium) und erreichte dem Fluss Gail folgend in der Nähe von Lienz die Stadt Dölsach (Aguntum), wo heute noch Überreste der bedeutenden archäologischen Fundstätte besucht werden können. Von dieser Stadt aus in Richtung Westen begann dann die Straße in compendium (Verbindungsstraße), die von den Historikern üblicherweise als Via Aguntum-Vipitenum bezeichnet wird. Sie verband die Via Iulia Augusta durch das Pustertal mit jenem Zweig der Via Claudia Augusta, der von „Pons Drusi“ (Bozen) entlang dem Eisacktal nach Sterzing und über den Reschenpass nach „Veldidena“ (Innsbruck) führte. Der zweite Ast war östlich nach Virunum in der Nähe des heutigen Zollfeld gerichtet. Die Straße verlief durch den Canal del Ferro (Eisenkanal), der bereits im 2. Jhdt. v.Chr. als Handelsstraße bekannt war. Sie verlief vermutlich durch Resiutta und Chiusaforte, berührte Camporosso und Tarvisio (Tarvis), einer Straßenkreuzung, an der zwei weitere Straßen zusammenkamen, welche die Täler des Natisone und des Isonzo (Sontig) entlangführten. Hinter Tarvis sind Spuren der Römerstraße in Coccau (Goggau) und auf österreichischem Gebiet in Villach vorhanden; nach weiteren 30 Meilen erreichte man dann Virunum.

Die zwei norischen Städte, die sich jeweils am Ende der beiden Äste der Straße befanden, nämlich Aguntum e Virunum, waren miteinander durch eine Straße verbunden, die sich dem Talboden des Drau-Tals entlangwand.

Hoch und Heilig

Nach innen wandern u¨ber Berge und Grenzen.
Bergpilgerweg in Osttirol, Südtirol und Oberkärnten.

 

„Hoch und Heilig“! Der Name ist schon Programm für den Bergpilgerweg durch Osttirol und durch die grenznahen Wallfahrtsorte in Kärnten und Südtirol. Neben den bekannteren Marienwallfahrtsorten wie Maria Luggau, Kalkstein in Innervillgraten und Obermauern in Virgen werden auch Kleinode der Region wie die Kirchen St. Korbinian in Assling und St. Oswald in Kartitsch besucht. Der Weg verbindet in neun Etappen jahrhundertealte Pilgerstätten, Wallfahrtskirchen und Kapellen. Er folgt auf weiten Strecken ursprünglichen Wallfahrtswegen und ist dabei spirituellen, historischen und kulturellen Schätzen auf der Spur. Er durchmisst erhabene Berglandschaften, sanfte Almen und stille Täler, führt vorbei an traditionellen Bergdörfern und lässt an tosenden Wassern einen Hauch von Ewigkeit spüren.

Der Begriff der Natur als „Die Schönschrift Gottes“ ist auf diesem Weg in vielfältiger und eindrucksvoller Weise erlebbar. Das „Hoch“ steht für die Anstiege und für das Erhebende auf diesem Pilgerweg. Die neun Etappen führen über 10 000 Höhenmeter bergauf und bergab. Dafür ist ein gewisses Maß an Bergerfahrung, Ausdauer und Fitness erforderlich. Das „Heilig“ steht für Heil suchen, heilwerden und die Begegnung mit dem Heiligen. Seit Jahrhunderten tragen Menschen Kummer und Leid, Bitte und Dank zu Wallfahrtskirchen und vor Gott. Sie gehen getröstet und manchmal auch körperlich gestärkt von diesen Seelenheilstätten nach Hause zuruck. Votivtafeln geben lebhaft davon Zeugnis. Aufbrechen, gehen, innehalten, staunen, still werden, auftanken, Menschen begegnen, ankommen: unvergessliche Erinnerungen. Gefördert wird das Projekt im Rahmen des Kooperationsprogrammes Interreg V-A Italien-Österreich 2014-2020.

Technische Daten. Abfahrt: Lavant (Zugangspunkt: Lienz) - Ankunft: Heiligenblut. Länge: ca. 200 km - 9 Etappen mit jeweils ca. 1000 m Höhenunterschied und einer Distanz von ca. 20 km (www.hochundheilig.eu und www.bildungshaus.info).